(* 1872 Berlin, † 1929 Berlin)
Die überlebensgroße Figur des Reichgründers wurde bereits fünf Jahre nach Bismarcks Tod in unmittelbarer Nachschaftschaft des ursprünglichen Lübecker Bahnhofs errichtet. Nach Aufstellung einer Reiterstatue Kaiser Wilhelms I. zwischen dem heutigen Bahnhof und dem Lindenplatz wurde das Bismarck-Denkmal um ca. 300 m an seinen heutigen Standort verlegt. Damit stehen sich Kanzler und Kaiser nunmehr in Bronze gegossen gegenüber. Bismarck-Denkmäler enstanden bereits seit 1868 zu Ehren des preußischen Ministerpräsidenten und späteren Reichskanzlers an vielen Orten des Reiches, aber auch in den ehemaligen Kolonien und sogar auf anderen Kontinenten und waren Ausdruck einer dauerhaften Bismarckverehrung, gar eines Bismarck-Kultes in Deutschland. Der „Eiserne Kanzler“ wird mit offenem Mantel, Helm und dem Kürassiersäbel, dem sogenannten Pallasch, in der linken Hand dargestellt. Die rechte Hand ist in die Hüfte gestemmt, der linke Fuß vorgerückt, der Blick geht entschlossen nach vorn. Bismarck trägt die Uniform seines Regiments, der Halberstädter Kürassiere, in der er sich seit der Schlacht von Königgrätz 1866 bei offiziellen Anlässen zeigte.
Hans Hundrieser, Sohn des Bildhauers Emil Hundrieser, studierte als Schüler von Reinhold Begas an der Berliner Akademie der Künste. 1901/02 errang er im Wettbewerb um das Hamburger Bismarck-Denkmal den Zweiten Preis. Auf diesem populären Entwurf basiert auch die von Hundrieser geschaffene Lübecker Bismarck-Statue.
Jörg Schilling, „Distanz halten“. Das Hamburger Bismarckdenkmal und die Monumentalität der Moderne, Göttingen 2006.