Künstler:in
HD Schrader
(* 1945 Bad Klosterlausnitz bei Jena, lebt und arbeitet in Hamburg und Osterhever bei Husum)
Titel
Cubecrack 4
Datierung
1996
Technik
Stahl, lackiert
Beschreibung

Die Arbeit Cubecrack 4 gehört zu einer Werkgruppe, die HD Schrader anlässlich der Wanderausstellung „Cubecracks – Moderne Kunst in und vor historischen Gebäuden“ in den Städten Herne, Ingolstadt und Lübeck geschaffen hatte. Im Rahmen des Projekts „Kunst im öffentlichen Raum“ sollte moderne Kunst einem breiten Publikum nahegebracht werden. Die Intention des konstruktiv-konkret arbeitenden Künstlers lag darin, einen gedachten, nur auf dem Papier existenten, stählernen Hohlkörper mit den Maßen 2,5 mal 2,5 mal 7,5 Meter, bestehend aus drei übereinander gestapelten Kuben, durch diagonale Schnitte in zwölf Bruchstücke zu zerteilen. Die so entstandenen Kubusrisse bzw. Cubecracks wurden von einem Computerlaser auf Stahlplatten übertragen, ausgeschnitten und zusammengeschweißt. Die fertigen Skulpturen warten mit unerwarteten Formen auf, sie entwickeln ihre eigene Dynamik und bilden einen kontrastreichen Dialog mit den unterschiedlichen städtebaulichen Gegebenheiten der ausgewählten Städte.

 

Sechs Cubecracks wurden im Außenraum der historischen Altstadt Lübecks aufgestellt: am Holstentor, am Burgkloster, vor der Beckergrube, neben der Marienkirche, am Annenmuseum und gegenüber dem Heilig-Geist-Spital. Die weiteren sechs wurden in der Katharinenkirche verteilt. Der Betrachter konnte bei einem Rundgang durch die urbane Ausstellung versuchen, die zwölf Skulpturen im Kopf wieder zu dem Ausgangskörper zusammenzusetzen. Nach Beendigung der Ausstellung verblieben zwei Plastiken in Lübeck.

 

Das breitflächige, leuchtend rot lackierte Stahlgebilde ist horizontal lang gestreckt vor der Stadtmauer aufgestellt und greift damit die Architektur des Burgtores auf. HD Schrader setzt bewusst das streng konzipierte Stahlgebilde wie einen Fremdkörper vor ein Teilstück der mittelalterlichen Stadt. Der Betrachter soll zum Nachdenken angeregt und seine Sinne für das Kunstwerk und die ihn umgebenden Räume geschärft werden. Dabei will Cubecrack 4 als autonome Skulptur wahrgenommen werden und eigenen Raum für sich gewinnen – dennoch ist sie ein „herausgelöstes“ Teil aus dem Kubus, aus dem virtuellen Ganzen. Beim Betrachter soll die Vorstellung einer fehlenden Vollständigkeit wachgerufen werden, mit einem gut ausgeprägten räumlichen Vorstellungsvermögen kann er Cubecrack 4 in den ursprünglichen Ausgangskörper einsetzen. HD Schrader schuf eine sehr spannende Arbeit, die zudem reizvolle Kontraste zum mittelalterlichen Stadtbild bietet. So stehen die roten Backsteine der alten Stadtmauer im Gegensatz zur signalroten Lackfarbe, mit der Cubecrack 4 überzogen wurde.

Biografie

HD (Hans-Dieter) Schrader wurde 1945 in Bad Klosterlausnitz in Thüringen geboren. Von 1963 bis 1965 studierte er am San Francisco Art Institute. 1965 kehrte er nach Deutschland zurück und begann ein Studium an der Werkkunstschule der Freien und Hansestadt Hamburg. Dort beeindruckten und inspirierten ihn vor allem seine Lehrer Max H. Mahlmann und Hans Weckerle. Bereits während dieser Zeit faszinierte ihn das Quadrat, mit dem er reliefartige Reihungen schuf. Anfang der 1970er Jahre fand Schrader zu seiner idealen Form, dem Kubus, der von nun an Ausgangskörper für sein weiteres Schaffen wurde. 1972 gründete er in Antwerpen zusammen mit Guy Vandenbranden und Pierre de Poortere die Künstlergruppe IAFKG (International Workgroup for Constructive Art), zu der bis 1986 unter anderen François Morellet, Kenneth Martin, Richard Paul Lohse und Marcello Morandini gehörten. 1986 wurde er als Professor für den Fachbereich Design an die Fachhochschule Dortmund berufen. Neben zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland wurde Schraders Schaffen mit mehreren Preisen geehrt, so etwa 1991 mit dem Schleswig-Holstein Landesschaupreis. Seine Werke befinden sich sowohl im öffentlichen Raum als auch in musealen Sammlungen. Für die EXPO 2000 in Hannover beauftragte ihn das Land Schleswig-Holstein mit der Installation des Kubuskoog im deutschen Pavillon. 2007 nahm er mit Timm Ulrichs an der Ausstellung „art & environment“ in Xiamen, Südchina, teil, die weltweit große Beachtung fand und erhielt im darauf folgenden Jahr eine Gastprofessur an der China Academy of Art in Hangzhou. Schrader lebt und arbeitet in Hamburg und Osterhever bei Husum.

Kategorie
Freiplastik/-skulptur
Standort
Große Burgstraße, Ida-Boy-Ed-Garten

Bilder