(* 1942 Lübeck, † 2006 Lübeck)
Die bronzene Tierplastik steht auf einem schlichten Betonsockel auf der Rückseite des Johanneums, am Rande einer Grünanlage. Angespannt und konzentriert verharrt der Tiger in einer geduckten Haltung, den Blick in Richtung Trave-Kanal gerichtet. Die abstrahierten und reduzierten Körperformen werden durch lange, vom Kopf bis zur Schwanzspitze verlaufende Kanten definiert. Pfoten und Beine sind aus zylindrischen Segmenten gebildet und betonen den tektonischen Aufbau der Figur. Der Bewegungsablauf des schleichenden Tieres zieht sich in fließenden Wellen durch den schmalen, langen Körper. Der kleine Park wird zum „Großstadtdschungel“ und bietet den passenden Rahmen für die sich unbemerkt an ihre vermeintliche Beute heranschleichende Großkatze. Heinrich Brand konzentriert den Ausdruck seiner Plastiken, indem er aus geometrischen Grundformen ein reduziertes und abstrahiertes Formgefüge entwickelt. Weitere Beispiele finden sich in den Arbeiten Pferd und Reiter/ Ductus (1978) und Zuneigung (1982). März 2011 wurden Plastik und Sockel von flächendeckenden Tags und Graffitis gesäubert.
Der Lübecker Künstler Heinrich Brand studierte von 1966 bis 1971 an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg bei dem Bildhauer Gustav Seitz. Mit einem Auslandsstipendium des DAAD reiste er für einen Arbeitsaufenthalt nach Griechenland. Brand war Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler (BBK) sowie in der Gemeinschaft Lübecker Künstler. Er lebte und arbeitete als freischaffender Zeichner und Bildhauer in Lübeck. Hier findet sich auch ein Großteil seiner Werke für den öffentlichen Raum.
Klaus Bernhard, Plastik in Lübeck. Dokumentation der Kunst im öffentlichen Raum (1436-1985) (Veröffentlichungen des Senates der Hansestadt Lübeck, Amt für Kultur, hrsg. von Hans-Gerd Kästner, Reihe B, Heft 8), Lübeck 1986.