(* 1942 Lübeck, † 2006 Lübeck)
Die Bergende – eine Mutter, die ihr Kind fest und schützend in die Arme schließt – steht als Denkmal auf dem Zentralgelände der Vorwerker Diakonie. Es erinnert an den 16. September 1940, den Tag, an dem zehn Menschen wegen ihrer jüdischen Abstammung und ihrer Behinderung von den Nazis abgeholt und anschließend in einem Lager in Brandenburg getötet wurden. Die Inschrift an dem Denkmal lautet:
„Wir konnten sie nicht bergen: Julius Daicz, Max Daicz, Gisa Feuerberg, Hannelore Gerstle, Hermann Jurmann, Amalie Langsner, Arnild Stein, Erich Stein, Jerubal Toeplitz, Erich Weil // 16. September 1949 // Fürchte dich nicht / Denn ich habe dich erlöst / Ich habe dich / bei deinem Namen gerufen / Du bist mein / Jesaja 43,1“.
In sanfter Linienführung und rundlichen Formen, die ein wenig an die Plastiken des Bildhauers Fernando Botero erinnern, gibt Heinrich Brand mit der Bergenden eine junge Mutter wieder, die ihren Säugling in ihren Armen birgt. Die junge Frau ist als auf der Seite liegender Akt dargestellt. In zusammengekauerter Haltung mit angewinkelten Beinen und angehobenem Kopf legt sie die Arme und Hände fest um das Kind vor ihrer Brust und schützt es so mit ihrem ganzen Körper. Vor welcher Gefahr die Mutter ihr Kind bewahren will, bleibt unbekannt, die stilisiert wiedergegebenen Gesichter der Figuren geben keinen Aufschluss über eine bestehende Bedrohung. Sie sind im Gegensatz zu der eindeutigen Körpersprache neutral und ruhig, ihre Blicke gehen aneinander vorbei und wirken nach innen gerichtet.
Die Bergende bietet eine rührende Darstellung inniger Mutterliebe, die den Schutz ihres Kindes über alles andere stellt. Dieser Grundsatz von bedingungsloser Hilfe, Beistand und Geborgenheit steht im Einklang mit der Leitidee und den Werken der Vorwerker Diakonie, auf dessen Gelände die Plastik aufgestellt ist.
Der Lübecker Künstler Heinrich Brand studierte von 1966 bis 1971 an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg bei dem Bildhauer Gustav Seitz. Mit einem Auslandsstipendium des DAAD reiste er für einen Arbeitsaufenthalt nach Griechenland. Brand war Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler (BBK) sowie in der Gemeinschaft Lübecker Künstler. Er lebte und arbeitete als freischaffender Zeichner und Bildhauer in Lübeck. Hier findet sich auch ein Großteil seiner Werke für den öffentlichen Raum.