(* 1882 Zarrentin bei Schwerin, † 1968 Lübeck)
Carl Hans Lody war ein deutscher Spion, der während des Ersten Weltkrieges in Großbritannien eingesetzt war. Durch das NS-Regime wurde er in den 1930er Jahren für Propagandazwecke zum patriotischen Helden stilisiert. 1877 wohl in Berlin geboren, ging Lody im Alter von 14 Jahren zur See. Im Jahr 1900 schloss er seine seemännische Ausbildung als Steuermann ab, 1904 erlangte er das Kapitänspatent. Bis 1909 fuhr er für die HAPAG als Kapitän zur See, musste diese Position jedoch aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Lody war im Anschluss bis 1914 als Reiseleiter auf See tätig. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges bot er sich selbst als Spion im Auslandseinsatz an. Da er fließend Englisch sprach, wurde er von der Admiralität unter einem Decknamen in Edinburgh eingesetzt. Aufgrund seiner Informationen an den deutschen Admiralsstab konnte im September 1914 erstmals ein fahrendes britisches Kriegsschiff von einem deutschen U-Boot versenkt werden. Als Amateur, der nur eine rudimentäre Grundeinweisung für seine Spionagetätigkeit erhalten hatte, unterliefen Lody jedoch bald Fehler, die zu seiner Enttarnung führten. Anfang Oktober wurde er verhaftet, wenige Wochen später verurteilt und von einem Erschießungskommando hingerichtet. Carl Hans Lody war damit der erste enttarnte deutsche Spion im Ersten Weltkrieg.
Obwohl Lodys Biografie in keinerlei Zusammenhang mit der Hansestadt Lübeck steht, wurde im November 1934 am Lübecker Burgtor ein Mahnmal für ihn eingeweiht. Es bestand ursprünglich aus einem in die Mauer eingelassenen Steinrelief und einer Bronzetafel, deren Inschrift dazu aufforderte, Lody als Helden zu gedenken. Das Steinrelief zeigte einen Ritter in voller Rüstung, der eine Schlange zertritt, sowie eine darunter angebrachte Inschrift, die den Tod Lodys thematisierte. 1946 wurde das figürliche Relief von der Lübecker Stadtverwaltung entfernt, die genannte steinerne Inschrift und die Bronzetafel blieben jedoch als Relikte erhalten. Sie werden seither immer wieder von Neonazis zum Anlass genommen, entsprechend der NS-Propaganda an diesem Ort Kundgebungen abzuhalten. Es wurde daher von verschiedener Seite wiederholt gefordert, auch die Relikte des ehemaligen Mahnmals zu entfernen. 2005 befasste sich die Lübecker Bürgerschaft nach der Eingabe eines Lübecker Bürgers mit diesem Thema. Die Entfernung der Tafeln wurde durch die Verwaltung als problematisch bewertet, da dadurch einer geschichtslosen Zeit Vorschub geleistet würde. Die Forderung nach Entfernung wurde mit folgender Begründung abgelehnt:
„Die Gegenstände oder Orte an sich sind als Zeichen der Geschichte nicht negativ zu bewerten. Zeugnisse jeder Art von Geschichte zu tilgen, ist problematisch. Die eigentliche Bewältigung von unter allgemein ethischen Gesichtspunkten zu verwerfenden Entwicklungen ist keine Frage des Entfernens der möglichen Anknüpfungspunkte, sondern eine intellektuelle, inhaltliche Auseinandersetzung mit den Ideologien und Gedanken.“ (Auszug aus der damaligen Stellungnahme der Verwaltung).
Zugleich wurde der Vorschlag gemacht, die Gedenktafeln mit einem aufklärenden Text zu versehen. 2014 wurde daher neben der Gedenktafel ein Kommentar mit folgendem Wortlaut angebracht:
„Mit dem Ziel, die Tätigkeit des deutschen Spions in England C.H. Lody zu verherrlichen und angebliches deutsches Heldentum zu predigen, wurde diese Tafel 1934 angebracht. Das Lody-Denkmal war Teil der propagandistischen Kriegsvorbereitung des NS-Staates gegen England und andere Staaten.“
Seine künstlerische Ausbildung erhielt der aus Zarrentin stammende Otto Mantzel an der Lübecker Kunstschule von Willibald Leo von Lütgendorff-Leinburg. Ab 1917 war Mantzel Bürger der Stadt Lübeck und unterhielt in der Kleinen Burgstraße ein Atelier. Er firmierte als Stein-, Stuck- und Holzbildhauer und bildete auch Lehrlinge aus, unter ihnen Erich Prüßing von 1926 bis 1930. Ab Ende der 1920er Jahre schuf Mantzel Werke für den öffentlichen Lübecker Stadtraum und arbeitet auch als Restaurator.