(* 1882 Zarrentin bei Schwerin, † 1968 Lübeck)
Von der Mühlenstraße führt eine enge Seitengasse zum Domkirchhof. Die kleine Straße wird in den Akten der Stadt zum ersten Mal 1296 erwähnt und bereits 1324 als „Fegefeuer“ bezeichnet. Den ungewöhnlichen Namen verdankt sie ihrer Ausrichtung zum Dom hin, denn sie führt geradewegs zur Vorhalle über dem nördlichen Seitenportal, dem sogenannten Paradies. Die christliche Vorstellung, dass der sündige Mensch durchs Fegefeuer zum Paradies gelangt, nimmt so als Weg Gestalt an. In der Nähe von Paradies und Fegefeuer gibt es auch eine „Hölle“. Die kleine Hofanlage, die vom Fegefeuer abzweigt, erhielt im Volksmund diesen Namen. Seit 1936 ziert ein Terrakottarelief von Otto Mantzel die Abzweigung vom Fegefeuer zur Hölle. Das Relief zeigt eine volkstümliche Darstellung der Unterwelt: Drei reuige Sünder sitzen in einem großen Kessel unter dem ein Feuer lodert, das von den beiden Teufeln links und rechts geschürt wird.
Seine künstlerische Ausbildung erhielt der aus Zarrentin stammende Otto Mantzel an der Lübecker Kunstschule von Willibald Leo von Lütgendorff-Leinburg. Ab 1917 war Mantzel Bürger der Stadt Lübeck und unterhielt in der Kleinen Burgstraße ein Atelier. Er firmierte als Stein-, Stuck- und Holzbildhauer und bildete auch Lehrlinge aus, unter ihnen Erich Prüßing von 1926 bis 1930. Ab Ende der 1920er Jahre schuf Mantzel Werke für den öffentlichen Lübecker Stadtraum und arbeitet auch als Restaurator.