Die Marmorskulptur vor den Sana-Kliniken im Lübecker Stadtteil St. Jürgen verkörpert Hygieia, die griechische Göttin der Gesundheit. Ihr Name – von dem sich das Wort „Hygiene“ ableitet – wird gemeinsam mit den Namen ihres Großvaters Apollon, ihres Vaters Asklepios und ihrer Schwester Panakeia zu Beginn des von Ärzten geleisteten Eids des Hippokrates angerufen. Hygieia, dargestellt als weiblicher Halbakt, beugt sich über eine doppelhenklige Schale, die sie mit beiden Händen ergreift. Die Schale ruht auf einem weinlaubumrankten Rebstock. Sie mag auf das Wasser als reinigendes Element oder in Zusammenhang mit dem weinlaubumrankten Rebstock auf den Wein verweisen, der bereits in der Antike auch zu medizinischen Zwecken Verwendung fand. In den sogenannten Asklepieia, den zumeist den Tempeln des Asklepios angeschlossenen Sanatorien, wurde der Name der Hygieia mit der Frauenheilkunde verbunden. Frauen riefen die Göttin insbesondere bei Problemen in der Schwangerschaft oder bei Kinderlosigkeit an. Damit ergibt sich ein enger inhaltlicher Bezug zum ursprünglichen Standort der Skulptur, die sich bis zur Umgestaltung des 1887 eingeweihten Krankenhauskomplexes in den 1970er/ 80er Jahren in der Nähe des ehemaligen Entbindungshauses befand. Die näheren Entstehungsumstände des Werks sind unbekannt. Der Hinweis auf eine Urheberschaft von Ottilie Schäfer (1889-1971), Oberin der Schwesternschaft des Lübecker Roten Kreuzes, die mit dem Bildhauer Georg Kolbe befreundet und selber künstlerisch tätig war, erweist sich als unhaltbar. Vermutlich handelt es sich um eine Antikenkopie oder eine Nachschöpfung des 19. Jahrhunderts.