Künstler:in
Karl Gieth
(* 1904 Lübeck, † 2001 Lübeck)
Titel
32 Raumembleme
Datierung
1955
Technik
Sgraffito
Beschreibung

1955 schuf Karl Gieth für die neu errichtete Schule an der Haferkoppel 32 Wandembleme. Eine Gruppe dieser Embleme gibt bildnerisch Auskunft über die verschiedenen Funktionen der Räume im Schulgebäude, eine zweite Gruppe stellt die bekannten Bauwerke des Lübecker Stadtbildes dar.

 

Für diese kleinen Wandarbeiten bediente sich der Künstler der sogenannten Sgraffito-Technik, die auch als Ritz- oder Kratzputz bezeichnet wird. Hierbei werden auf einem Untergrund aus Kalkputz mehrere Schichten farbiger Anstriche und Mörtel auf die Wand aufgetragen. Mit einem Kratzeisen werden im nächsten Arbeitsschritt Muster oder Motive in die Oberfläche geritzt, so dass die darunterliegenden farbigen Schichten teilweise freigelegt und damit sichtbar werden. Es ergeben sich ein- oder mehrfarbige Darstellungen, eingetieft in die verputze Wandfläche, welche nach dem Durchtrocknen der Putzschichten ausgesprochen haltbar sind.

 

Gieth beschränkte sich bei seinen Emblemen auf einfarbige Darstellungen. Obwohl stark schematisch vereinfacht, geben die informativen Symbole die Raumfunktionen klar und gut verständlich wieder. Gekennzeichnet sind so beispielsweise Büro, Chemieraum, Schneiderwerkstatt, Bücherei sowie Waschräume für Jungen und Mädchen. Besonders eindrücklich wirken die meist in Rotbraun gehaltenen Schilderungen der Lübecker Baudenkmäler. Das Holstentor mit St. Petri, die eindrucksvolle Fassade der Katharinenkirche oder das in Gelb ausgeführte Behnhaus mit seiner charakteristischen Figurenbekrönung sind nur drei der vom Künstler ausgewählten Motive.

Biografie

Der deutsche Maler, Grafiker und Keramiker Karl Gieth wurde 1904 als Sohn des Töpfermeisters und Ofensetzers Robert Gieth in Lübeck geboren. Im Anschluss an eine Mal- und Dekorationslehre sowie dem Studium der Malerei, Grafik und Schriftkunst bei Julius Wohlers und Hugo Meier-Thur an der Kunstwerbeschule und späteren Landeskunstschule in Hamburg in den Jahren 1923 bis 1928, arbeitete Gieth als Werbegrafiker in Dortmund, Bonn, Augsburg und Königsberg. 1938 gründete er in seiner Heimatstadt Lübeck die Hansische Bau- und Kunsttöpferei Klippel & Gieth und schloss im Folgejahr die Gesellenprüfung als Töpfer ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Gieth als freischaffender Maler und Grafiker tätig. Von 1951 bis 1973 wirkte er als Kunsterzieher an der Lübecker Gewerbeschule, am Katharineum und zuletzt 16 Jahre am Carl-Jacob Burckhardt-Gymnasium und arbeitete danach erneut als freischaffender Künstler. 1952 übernahm Gieth den Vorsitz über die Gemeinschaft Lübecker Maler und Bildhauer, den er 23 Jahre innehatte. Drei Jahre nach seinem Tod ehrte der Verein seinen ehemaligen Vorsitzenden 2004 mit einer Ausstellung seiner Werke im Burgkloster, die mit rund 90 Zeichnungen, Aquarellen, Druckgrafiken und Gemälden einen repräsentativen Querschnitt aller Arbeitstechniken und Schaffensphasen des Künstlers zeigte. Heute können seine Arbeiten nach Absprache in seinem ehemaligen Wohnhaus und Atelier in der Hundestraße 53 besichtigt werden.

Stifter
„Kunst am Bau“ durch das Hochbauamt Lübeck
Kategorie
Kunst am Bau
Standort
Haferkoppel 11, Matthias-Leithoff-Schule, Flure
Literatur
Kurt Mai, Bauen in Lübeck. Städtische Hochbauten und Kunst am Bau 1949-1969, Lübeck 1999.