Von jeher beherbergt die Fleischhauerstrasse 78 eine Gaststätte. Schon der spätmittelalterliche Vorgängerbau besaß eine Schanklizenz und in dem 1902 errichteten heutigen Gebäude wurde diese Tradition fortgesetzt. Davon künden insbesondere die von einem unbekannten Künstler figürlich ausgearbeiteten Kämpferfriese der dreiteiligen Arkade im Erdgeschoss des Hauses. Ein sogenannter Kämpfer ist Teil einer Säule; er fungiert als Verbindungsstück zwischen dem Säulenschaft und dem von der Säule getragenen Arkadenbogen und ist oftmals reich geschmückt. Hier thematisiert der plastische Schmuck in humorvoller Weise den Alkoholkonsum mit seinen positiven und negativen Begleiterscheinungen. Die Kämpfer der beiden mittleren Säulen zeigen in ihrer Frontalansicht jeweils den Kopf desselben Mannes. Ein weicher Hut verdeckt seine Stirn, ein geknotetes Tuch ist um den Halsansatz drapiert. Links zeigt sich der Dargestellte als betrunkener Zecher: der Mund ist zu einem seligen Lächeln verzogen, die Augen halb geschlossen, die Krempe des Hutes keck nach oben geklappt, der Haustürschlüssel in das Halstuch geknotet. Rechts ist der Mann dagegen nüchtern und mit unmissverständlich sorgenvoller Miene dargestellt: die Winkel des zusammengepressten Mundes zeigen nach unten, die Augenbrauen sind grimmig zusammengezogen, die Hutkrempe hängt in die Stirn. Unterstrichen wird die jeweilige Aussage durch die Tiergestalten, die die Köpfe seitlich flankieren. Am linken Kämpfer sind zwei Affen zu erkennen; sie stehen symbolisch für lasterhaftes Verhalten und veranschaulichen, dass sich der feiernde Trunkenbold gleichsam „zum Affen macht“. Die Katzengestalt am rechten Kämpfer versinnbildlicht dagegen den sprichwörtlichen „Kater“ nach dem Alkoholgenuss, aber auch den „Katzenjammer“ des nüchternen Alltags. Als Symbol für das Bier dienen üppige Hopfenblüten und Hopfenlaub, welche die Köpfe und Tiergestalten umgeben und auch den einzigen Schmuck der beiden äußeren Kämpfer bilden.