(* 1942 Lübeck, † 2006 Lübeck)
Ähnlich blockhaft und reduziert wie auch seine Plastiken Zuneigung (1982) und Der Tiger (1983) gestaltete Heinrich Brand die Arbeit Pferd und Reiter – Ductus, die sich im Treppenhaus der Gemeinnützigen befindet. Stark abstrahiert aus zumeist zylindrischen Grundformen zusammengesetzt, bildet die Plastik die reine Idee eines Reiters auf einem Pferd ab, ohne realistische Größenverhältnisse oder anatomische Korrektheit zu berücksichtigen. Trotz der starken Abstraktion wird durch die aufrechte Körperhaltung von Mensch und Tier sowie durch die horizontale Ausrichtung von Pferdekopf und Unterarmen des Reiters ein Eindruck von gespannter Aufmerksamkeit und Vorwärtsgewandtheit vermittelt. Die im Vergleich zum Pferdekörper übergroß gestaltete menschliche Figur macht die Beherrschung des Tieres durch seinen Reiter deutlich. Auf diese Bedeutungsebenen verweist wohl auch der Zusatz im Titel: der lateinische Begriff „ductus“ kann mit „(An-)Führung“, „Kommando“ und „Leitung“ übersetzt werden.
Der Lübecker Künstler Heinrich Brand studierte von 1966 bis 1971 an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg bei dem Bildhauer Gustav Seitz. Mit einem Auslandsstipendium des DAAD reiste er für einen Arbeitsaufenthalt nach Griechenland. Brand war Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler (BBK) sowie in der Gemeinschaft Lübecker Künstler. Er lebte und arbeitete als freischaffender Zeichner und Bildhauer in Lübeck. Hier findet sich auch ein Großteil seiner Werke für den öffentlichen Raum.
Klaus Bernhard, Plastik in Lübeck. Dokumentation der Kunst im öffentlichen Raum (1436-1985) (Veröffentlichungen des Senates der Hansestadt Lübeck, Amt für Kultur, hrsg. von Hans-Gerd Kästner, Reihe B, Heft 8), Lübeck 1986.