Künstler:in
Dietrich Jürgen Boy
(* 1724 Lübeck, † 1803 Lübeck)
Titel
Brückenfigur Merkur
Datierung
1774-76
Technik
Sandstein
Beschreibung

Merkur ist die volkstümlichste Figur der Puppenbrücke. Es heißt, der Rat der Stadt habe ihn bewusst so aufstellen lassen, dass sein Hinterteil stadtauswärts, in Richtung der Dänen zeigt. Emanuel Geibel (1815-1884) beschreibt den Gott in seinem Gedicht so:

 

„Zu Lübeck auf der Brücken
da steht der Gott Merkur.
Er zeigt in allen Stücken
olympische Figur.
Er wußte nicht von Hemden
in seiner Götterruh;
drum kehrt er allen Fremden
den blanken Podex zu.“

 

Merkur, der Götterbote, trägt den geflügelten Petasos, einen breitkrempigen Hut. Doch für die Hanseaten sind sein Geldbeutel und der Warenballen von größerer Bedeutung, kennzeichnen sie ihn doch als Gott des Handels und Schutzpatron der Kaufleute.

 

Dietrich Jürgen Boy schuf für die äußere Holstenbrücke zwischen 1774 und 1776 ein zwölfteiliges Skulpturenprogramm bestehend aus acht allegorischen Figuren und vier Vasen. Die Allegorien versinnbildlichen Bürger- und Händlertugenden oder verweisen auf besondere Orte der Hansestadt.

 

1770 wurde mit dem Bau der äußeren Holstenbrücke, der ersten steinernen Brücke der Hansestadt, begonnen. Zwischen 1774 und 1776 wurde der Bau durch das Skulpturenprogramm von Boy ergänzt. Im Volksmund heißt die Brücke daher bis heute Puppenbrücke. 1907 folgte ein Neubau der Puppenbrücke, um sie für den zunehmenden Straßenverkehr zu erweitern. Die Skulpturen wurden in veränderter Anordnung komplett übernommen. 1984 wurden die Sandsteinfiguren und -vasen durch Kopien ersetzt. Die Originale befinden sich heute im sogenannten Puppenhof des St. Annen-Museums.

Biografie

Dietrich (auch Diedrich) Jürgen Boy wurde 1724 in Lübeck geboren, 1750 erhielt er das Bürgerrecht. Boy heiratete die Tochter des Bildhauers Johann Balthasar Belger und avancierte selbst zu einem geschätzten Bildhauer der Hansestadt. Als sein Hauptwerk gelten die lebensgroßen allegorischen Figuren und Vasen auf der äußeren Holstenbrücke. Daneben schuf er Ausstattungsstücke für verschiedene Lübecker Kirchen sowie Fassaden- und Portalschmuck für Bürgerhäuser wie dem Buddenbrookhaus und dem Haus der Schiffergesellschaft. Dabei arbeitete er häufig mit dem Stadtbaumeister Johann Adam Soherr zusammen. Dietrich Jürgen Boy starb 1803 in seiner Heimatstadt.

Kategorie
Bauplastik/-skulptur
Standort
St.-Annen-Straße 15, Museumsquartier St. Annen, Puppenhof
Eigentümer
Hansestadt Lübeck
Literatur
Hugo Rahtgens, Friedrich Bruns, Die Bau- und Kunstdenkmäler der Hansestadt Lübeck. Bd. 1, Teil 1: Stadtpläne- und Ansichten, Stadtbefestigung, Wasserkünste und Mühlen, Lübeck 1939.

Klaus Bernhard, Plastik in Lübeck. Dokumentation der Kunst im öffentlichen Raum (1436-1985) (Veröffentlichungen des Senates der Hansestadt Lübeck, Amt für Kultur, hrsg. von Hans-Gerd Kästner, Reihe B, Heft 8), Lübeck 1986.