An der Südfront des Heiligen-Geist-Hospitals befindet sich das Seitenportal, das in seiner bauplastischen Ausformung einzigartig in Lübeck ist. Das zweifach zurückgestufte Gewände aus Sandstein geht jenseits der verkröpften Kapitellzone in eine Halbstabprofilierung über, die sich zu einem Spitzbogen schließt. Das Bogenfeld wird durch das frühgotisch anmutende Schleiermaßwerk mit Lilienbesatz und sechs Bögen akzentuiert. Fein ziselierte Blütenknospen schmücken die Bogenenden, doch der eigentliche Blickfang ist der figürlich gearbeitete Schlussstein des Spitzbogens: der Kopf eines jungen Mannes, dessen stark idealisierte Physiognomie ein anschauliches Beispiel für den zeittypischen Stil des späten 13. Jahrhunderts ist.
Das Heiligen-Geist-Hospital wurde im Stil der norddeutschen Backsteingotik zwischen 1276 und 1286 erbaut und ist heute einer der bekanntesten Profanbauten der Hansestadt. Die beeindruckende Hauptfassade wird durch die vier schlanken Pfeilertürme gegliedert, die die drei gotischen Giebel flankieren. Der mittlere Giebel wird durch einen imposanten Dachreiter zusätzlich akzentuiert. Das Gebäude diente bis ins 16. Jahrhundert als Hospital bevor es in der Reformationszeit zum Altenheim umgewandelt wurde. Auch heute noch dienen einzelne Gebäudeteile als Alten- und Pflegeheim.