(* 1927 Hamburg, † 2006 Lübeck)
Nahe dem Südeingang zur Marienkirche sitzt der kleine Bronzeteufel von Rolf Goerler auf einem Stein und krault sich freundlich lächelnd den Bart. Bei ihrer Aufstellung sorgte die Bronzeplastik für Diskussionen unter den Gläubigen. Sie verweist auf eine bekannte Lübecker Sage, deren Inhalt auf einer Tafel aufgeführt ist. Danach belogen die Lübecker den Teufel und erzählten ihm, dass sie statt der Marienkirche ein Wirtshaus errichten würden. Das erfreute den Teufel und er half beim Bau mit. Erst kurz vor Fertigstellung des Baus entdeckte er die Täuschung und wollte die Kirche mit einem riesigen Stein wieder zerstören. Die Lübecker sicherten ihm daraufhin den Bau eines nahen Wirtshauses, des heutigen Ratskellers, zu. Der Teufel ließ den Stein dicht neben der Kirche fallen, auf dem heute die kleine Figur sitzt. Das Berühren der Hörner soll angeblich Glück bringen und den Teufel besänftigen.
Der Bildhauer und Maler Rolf Goerler begann seine Ausbildung nach dem Krieg bei Ludwig Kunstmann in Hamburg. Von 1950 bis 1953 studierte er bei Edwin Scharff an der Landeskunstschule Hamburg. In den folgenden Jahren setzte er sein Studium in Mailand an der Accademia di Brera bei dem Bildhauer Marino Marini fort. Seit 1955 arbeitete er als freischaffender Künstler in Lütjensee und nahm von 1956 bis 1969 einen Lehrauftrag für plastisches Gestalten an der Volkshochschule Hamburg wahr. Von 1977 bis zu seinem Tod 2006 besaß er ein Atelier in der Lübecker Altstadt. Rolf Goerler ist im Lübecker Stadtraum mit über 20 Arbeiten vertreten. Seine bekannteste Plastik ist der sitzende Teufel vor der Kirche St. Marien.
Rolf Goerler - Lebenswerk. Skulptur, Malerei und Graphik, Kat. Ausst., Lübeck, Kulturforum Burgkloster, 17. Mai - 19. Jul. 2009, Lübeck 2009.