(* 1908 Stuttgart, † 1981 Lübeck)
Die schlichte Fassade des historischen Treppengiebelhauses in der Fischergrube 22 wird rechts neben der Toreinfahrt von einer annähernd lebensgroßen Keramikfigur geschmückt. Sie stellt einen jungen Mann dar, der durch die schwere Schürze und die Keramikkachel in seinen Händen als Töpfer erkennbar ist. Der Sockel, auf dem die Figur platziert ist, zeigt die Jahreszahl „1750“ und ein Wappenmotiv aus zwei aufgerichteten Löwen, die eine Töpferscheibe mit einem Gefäß darauf zwischen sich halten. Dabei handelt es sich um das Firmenwappen einer 1750 gegründeten Keramikwerkstatt, die zum Entstehungszeitpunkt der Plastik von dem Töpfermeister und Ofensetzer Robert Gieth geführt wurde. Wohl in dessen Auftrag schuf der Bildhauer Jürgen Maass den Töpfer im Jahr 1936 als Firmenwahrzeichen. Unter dem Sockel befindet sich dementsprechend die Inschrift „ROBERT GIETH / TÖPFERMEISTER“. Bei der Bombardierung Lübecks 1942, bei der die Fischergrube stark zerstört wurde, wurde auch der Töpfer beschädigt; der heutige Kopf des Jünglings ist eine Ergänzung des Lübecker Keramikers Gerd Grove aus den 60er Jahren.
Sohn von Robert Gieth war übrigens der Maler, Grafiker und Keramiker Karl Gieth (1904-2001), der in Lübeck mit mehreren Werken im öffentlichen Raum vertreten ist.
Jürgen Maass wurde als Sohn des Gartenarchitekten und Gartenbauschriftstellers Harry Maasz 1908 in Stuttgart geboren und wuchs in Lübeck auf. Er absolvierte ein Studium an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, wo er Meisterschüler von Ludwig Gies wurde. Schon frühzeitig wurde Maass in den 1930er Jahren durch seine Bildnisbüsten von Gustav Gründgens und Heinrich George sowie die für das Berliner Olympiagelände geschaffenen Sportreliefs als Künstler in Berlin bekannt. Der Zweite Weltkrieg und die Zeit nach Kriegsende sorgten jedoch für eine tiefgreifende Zäsur in seiner Karriere. Erst ab 1950 konnte Maass in Lübeck und Bad Schwartau durch kleinere Aufträge wieder Fuß fassen. In seinem Schwartauer Atelier entstanden plastische Arbeiten in Gips, Kupfer und Bronze sowie Mosaike. Zudem widmete sich der Künstler wie sein Vater dem Entwerfen von Gartenanlagen, u.a. schuf er 1957 die Gedenkstätte Ehrenhain II in Bad Schwartau für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges.